Durch den Digitalisierungsschub geraten vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zunehmend ins Visier von Cyberangriffen, da diese im Vergleich zu größeren Unternehmen häufig über schwächere Sicherheitssysteme verfügen. Um die KMU zukunftssicher aufzustellen, wurde die Förderung von Schutzmaßnahmen vor Hacker- und IT-Angriffen in Hessens größtem Programm im Bereich Digitalisierung, Distr@l, aufgenommen. Damit werden gezielt und in Deutschland einmalig anwendungsorientierte Lösungen für die Cybersicherheit von KMU in Hessen gefördert. Ab sofort können bis zum 23. September 2022 in allen Förderlinien des Programms Projektskizzen eingereicht werden. Der Förderaufruf in Distr@l ergänzt das bestehende Programm für anwendungsorientierte Cybersicherheitsforschung des Hessischen Innenministeriums, über das Forschungsergebnisse aus dem Bereich Cybersicherheit generiert und allgemein verfügbar gemacht werden sollen.
Cybersicherheit Grundpfeiler der öffentlichen Sicherheit
„Durch die stark beschleunigte Digitalisierung im Zuge der Corona-Pandemie hat die Frage der Cybersicherheit in vielen Unternehmen erheblich an Bedeutung gewonnen. Bedroht wird die Cybersicherheit nicht zuletzt durch die zunehmende Agilität und die professionellen Fähigkeiten der Angreifer im Cyberraum. Das gilt gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die weniger Ressourcen in Cybersicherheit investieren können. Cybersicherheit ist heute mehr denn je auch ein Grundpfeiler der öffentlichen Sicherheit und nicht zuletzt wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine verstärkt im Fokus der Sicherheitsbehörden. Deshalb stärken wir die Cybersicherheit in Hessen noch weiter, indem wir hierfür ab sofort Schutzmaßnahmen in kleinen und mittelständischen Unternehmen fördern“, so Innenminister Peter Beuth.
Mit der Fördermöglichkeit werden explizit hessische kleine und mittlere Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen aufgerufen, Projektskizzen einzureichen. Zudem sollen hessische Hochschulen/Forschungseinrichtungen – auch im Verbund mit KMU – die Möglichkeit erhalten, Forschung und Wissen in die praktische Anwendung zu bringen. „Die Digitalisierung der Unternehmen in Hessen kann nur mit erhöhter IT-Sicherheit und Prävention von Cyberattacken erfolgreich sein. Im Rahmen unserer Digitalstrategie möchten wir die Forschungsexzellenz in Hessen weiter stärken und setzen auch gezielt auf Vernetzung, Wissens- und Technologietransfer bei der Cybersicherheit, um unsere KMUs zukunftssicher gegen Angriffe aufzustellen”, so Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus.
Open-Source-Lösungen besonders förderwürdig
Der Förderaufruf adressiert digitale Lösungsansätze insbesondere in folgenden Themenfeldern:
- Entwicklung von Verfahren zur Entdeckung und Abwehr schädlicher Software / Virenangriffen
- Entwicklung neuer Programme und Verfahren zum Scannen von Schwachstellen in IT-Systemen zur Abwehr von Cyberangriffen und zur Erkennung und Abwehr von Spionage, Desinformation und Sabotage
- Weiterentwicklung bestehender Softwarelösungen zur Steuerung von Produktionsprozessen im Hinblick auf neue, dem System dann inhärente Sicherheitsfunktionalitäten, insbesondere by-design
- Weiterentwicklungen der Aus- und Fortbildung für verschiedene Zielgruppen, wie IT-Administratoren, Entwickler, Architekten oder Endanwender, insbesondere auch in Verbindung mit interaktiven Simulationen und Trainings zur Abwehr von Cyberangriffsszenarien
- Entwicklung taktischer Szenarien und Lösungen zum Einsatz nach und während Cyberangriffen
Besonders förderwürdig sind in diesem Kontext Open-Source-Lösungen. Sie stellen sicher, dass die Systeme, die in Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft verwendet werden, überprüfbar, gestaltbar und ersetzbar sind. Weitere Informationen hierÖffnet sich in einem neuen Fenster.
Die dann geförderten Projekte werden auf dem neuen Landesinformationsportal für digitale Innovationen & Anwendungen ( LIDIAÖffnet sich in einem neuen Fenster) zur Verfügung gestellt.
Hintergrund
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) schätzt die Cyber-Bedrohungslage in Deutschland aktuell als sehr hoch ein und spricht von einem erheblichem Gefährdungspotenzial. Cyberangriffe auf die IT-Sicherheitsstruktur in Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung haben stark zugenommen. Insbesondere KMU werden zunehmend Ziel von Cyberattacken. Daten von Kunden und Kooperationspartnern sowie andere sensible Daten werden nicht selten dabei abgegriffen, verändert, gelöscht, verschlüsselt und/oder auf inkriminierten Internetseiten veröffentlicht. Regelmäßig nutzen Kriminelle die gestohlenen Daten für weitere Hackerangriffe und andere Straftaten.
Das Förderprogramm Distr@l
„Distr@l – Digitalisierung stärken – Transfer leben“ wurde im Zuge der Digitalisierungsoffensive Hessens ergänzend zur Förderlandschaft des Landes Hessen im Dezember 2019 ins Leben gerufen. Im besonderen Fokus steht die Förderung anwendungsnaher digitaler Innovationen, die den Stand der Technik signifikant erhöhen. Mit Distr@l werden hessische KMU und Start-ups finanziell bei der Entwicklung ihrer digitalen Produkte, Dienstleistungen und Prozesse unterstützt. Darüber hinaus werden Hochschulen beim Wissens- und Technologietransfer gefördert, um das Wissen aus vorliegenden Forschungsergebnissen in die Unternehmen zu vermitteln. In seinen Anwendungsbereichen ist das Förderprogramm explizit themenoffen gehalten. Mit gezielten Förderaufrufen wird ergänzend und ganz gezielt auf aktuelle und brisante Schwerpunktthemen reagiert.